Ein Großteil der Beeinträchtigungen von Studierenden sind nicht sichtbar. Elf Prozent der Studierenden an deutschen Hochschulen geben an eine studienerschwerende Beeinträchtigung zu haben. Davon beziehen sich lediglich vier Prozent auf Bewegungsbeschränkungen. 53 Prozent jedoch haben psychische Beeinträchtigungen und 20 Prozent bringen chronisch-somatische Erkrankungen mit. Einschränkungen also, die erstmal nicht sichtbar sind, den Alltag an Hochschulen für Betroffene jedoch erschweren können. Um Inklusion an Hochschulen voranzubringen, ist es wichtig eine Organisationskultur zu fördern, die auf Achtsamkeit, Rücksicht und gegenseitiger Unterstützung aufbaut.
Am 6. Juni führten wir eine offene Werkstatt zum Thema „Studieren mit Behinderung“ im Rahmen des Projektes „Inklusive Hochschulen Thüringen“ durch.
Diese hatte zum Ziel an der Ernst-Abbe-Hochschule Jena einen Lernprozess anzustoßen, der alle Stakeholder der Hochschule zum Nachdenken über Beeinträchtigung/Behinderung einlädt. Konzipiert und moderiert wurde der Tag von unseren Berater*innen Nora Hofstetter, Julia Sujin Noël und Jana Hornberger. Ausgestattet mit anschaulich aufbereiteten Fakten, einem interaktiven Quiz, sowie Einladungen zum Verweilen, gelang es, vielfältige Impulse zu setzen. Das als „interaktive Intervention“ konzipierte Format informierte alle Teilnehmenden über vorhandene Barrieren an der Hochschule und unternahm zugleich eine Bestands- und Bedarfsaufnahme der Einrichtung
Besonders gut gefallen haben uns die vielen Gelegenheiten zum persönlichen Austausch über eigene Erfahrungen mit Barrieren in Gesprächen mit Studierenden, Lehrenden und Mitarbeitenden.
Gemeinsam erarbeiteten wir erste Lösungsansätze, wie zum Beispiel ein Leitfaden für Studierende mit allen wichtigen Informationen (Ansprechpersonen, Unterstützungsmöglichkeiten, Infoveranstaltungen, etc.) und einen Input zum Thema Barrierefreiheit für neue Studierende im ersten Semester in Form einer Rallye.
Für uns hat sich gezeigt: Die „offene Werkstatt“ funktioniert! Anders als Workshops hinter verschlossenen Türen bringt das Format mehr Öffentlichkeit und Leichtigkeit in ein vielfach als „schwer“ wahrgenommenes Thema. Darüber hinaus fördert eine offene Werkstatt niedrigschwellig persönlichen Austausch und Kreativität im Uni-Alltag und dokumentiert zugleich unmittelbar zugänglich die Erkenntnisse und Verbesserungsvorschläge des Tages.