Nora Hofstetter: Gruppenkrise statt Revolution?

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Wo die Arbeit Passion ist und der Beruf Berufung, findet sich oft ein konträres Phänomen: festgefahrene Gruppenkrisen. Denn gerade flache Hierarchien, die Arbeit auf Augenhöhe und flexible Rollen können nicht nur empowern und motivieren, sondern ein Team blockieren oder gar handlungsunfähig machen.

Wie kann das sein, obwohl es eine gemeinsame Agenda gibt, nämlich das Gute in die Welt zu bringen, wie die Unterstützung von Menschen in Kriegs- oder Krisengebieten, humanitäre Hilfe oder den Schutz der Umwelt?

Wo es an klaren Strukturen mangelt, wo keine Hierarchien, Abläufe oder Rollen Entscheidungen ermöglichen, da ist jede*r jederzeit und zu jedem Thema gefragt. Das Team landet im communication overkill. Richtungsfragen und Ressourcenverteilung werden raumgreifend diskutiert, selbst wenn endlich eine Entscheidung gefällt ist, kann sie morgen schon wieder in Frage stehen. Das belastet alle Beteiligten zeitlich, sorgt aufgrund mangelnder Verlässlichkeit für Handlungsunsicherheit und schafft ein ständiges Diskussionsklima. Ohne geteiltes Rollenverständnis werden Unzufriedenheiten an die Person als solche gerichtet und somit Konflikte personalisiert.

Gerade flache Hierarchien funktionieren nur mit starken Strukturen und guten Führungsimpulsen. Denn flache Hierarchien sind eben auch Hierarchien. Die Annahme, die Abwesenheit von Strukturen würde eine gerechte Beteiligung und hochwertige Ergebnisse ermöglichen, trifft nicht. Im Gegenteil: Ohne verbindlichen Rahmen, auf den sich die Beteiligten beziehen können, überlässt man informellen, intransparenten Machtdynamiken das Feld.

Hilfreich ist es, (moderierte) Experimentierräume zu schaffen, in denen Teams sich wertfrei ausprobieren können, informale Dynamiken angesprochen und Führung aus der Mitte möglich wird. Je früher Organisationen solche Räume für die Entscheidungsfindung eröffnen, um so leichter ist es, aus konfliktiven Situationen wieder herauszufinden.

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