Warum Gender in der Forschung wichtig ist – und wie es uns allen nützt
In Wissenschaft und Technologie gibt es immer mehr Erkenntnisse, dass die Berücksichtigung von Geschlecht und unterschiedlichen Lebensrealitäten nicht nur für mehr Gerechtigkeit sorgt, sondern auch Innovationen vorantreibt. Das Konzept „Gendered Innovations“ (Prof. Dr. Londa Schiebinger) zielt darauf ab, Geschlecht und Intersektionalität in die Forschung zu integrieren – und hat große Auswirkungen auf die Qualität von Ergebnissen und die Entwicklung neuer Technologien.
Am 6.2.2025 starteten die engagierten Projektdirektorinnen Dr. Katrin Hassler und Lynn Berg an der Universität Hamburg ihr Projekt 360° Gender in Research (GinF); Dr. Claudia Neusüß von compassorange moderierte die Veranstaltung. Bei dem auf 4 Jahre ausgelegten Vorhaben geht es darum, Gender intensiver in alle Forschungsbereiche der Hamburger Wissenschaftslandschaft zu integrieren.
Warum ist das wichtig?
Die renommierte Stanford Professorin Londa Schiebinger, Preisträgerin Humboldt Research Prize und Impulsgeberin des Abends führte aus, wie wichtig und ertragreich dies für die Qualität der Forschung ist. „How can we harness the creative power of sex, gender and /or intersectional discovery and innovation?“
Ein Beispiel aus der Medizin: Durch viele Medikamente wurden/werden Frauen de fakto schlechter behandelt. Das kostet Frauenleben und kostet Milliarden. Wenn Geschlechterperspektiven von Anfang an einbezogen werden, können solche Fehler vermieden werden. In der Medizin weiß man heute zudem, dass der weibliche Zyklus bei der Dosierung von Medikamenten eine Rolle spielt. Mehrere Beispiele berührten das Thema Rassismus, etwa indem Technologien (z.B. Sauerstoffmessgeräte) nur für weiße Haut konzipiert sind und folglich fehlerhafte Werte bei schwarzen Patient*innen bringen. Werden die Spezifika berücksichtigt, können Behandlungen effizienter und sicherer für Frauen und BIPOC werden.
Die Forschung muss sich ändern
Die Europäische Kommission fordert seit 2020, dass alle Forschungsprojekte in Europa auch die Geschlechterperspektive einbeziehen. Doch vielen Forschenden fehlt es noch an der nötigen Ausbildung, um das richtig zu tun.
Gleichberechtigung bringt Innovation
Es geht eben nicht nur um Chancengleichheit, sondern auch um bessere Ergebnisse. Studien zeigen, dass wenn unterschiedliche Perspektiven eingebracht werden, es zu besseren Lösungen kommt. Zudem ist dies ein wirtschaftlicher Faktor. So wurde in einer Studie zu Herzkrankheiten das Leben von Frauen signifikant verbessert – und die US-Wirtschaft profitiert jährlich von Milliarden.
Indem die Perspektiven von Frauen, Männern, nicht-binären Menschen und anderen unterrepräsentierten Gruppen stärker einbezogen werden, können Innovationen erarbeitet werden, die für alle Menschen von Nutzen sind.
Es ist an der Zeit, die Forschung von Grund auf inklusiver zu gestalten – für eine bessere und gerechtere Zukunft.
ginf@uni-hamburg.de.